GEA 3.2.05
Deutsche Bank: 25% Rendite angestrebt - 6400 Stellen sollen abgebaut
werden.
Frankfurt/Main/Berlin
(dpa) - Die Deutsche Bank streicht im Ausland nochmals Tausende von Stellen, um
ihren Gewinn weiter in die Höhe zu treiben. Zusammen mit dem bereits angekündigten
Personalabbau in Deutschland fallen netto 5200 Arbeitsplätze oder acht Prozent
aller Stellen weg.
Das teilte das größte deutsche Finanzhaus in Frankfurt mit. Der
Jahresüberschuss kletterte 2004 trotz hoher Rückstellungen für Abfindungen um
87 Prozent auf 2,546 Milliarden Euro, den höchsten Stand seit dem Boomjahr 2000.
Die Erwartungen der Analysten wurden damit leicht übertroffen, der Aktienkurs
legte gegen den allgemeinen Trend bis zum Nachmittag um 1,48 Prozent auf 67,00
Euro zu.
Insgesamt
werden 6400 Stellen gekappt,
während gleichzeitig 1200 neue in Niedriglohnländern entstehen. Die Deutsche
Bank nennt diesen Prozess «Smartsourcing». Ungefähr 2700 Stellenstreichungen
entfallen auf das Investmentbanking und die Vermögensverwaltung. Für
Deutschland hatte das Geldinstitut im Dezember den Abbau von 2300 Stellen in
Verwaltung und Abwicklung und die Einrichtung 450 neuer Arbeitsplätze im
Kunden- und Produktgeschäft angekündigt.
Die Gewerkschaft ver.di forderte die Bank auf, den Stellenabbau zurückzunehmen.
«Die Deutsche Bank ist kein Sanierungsfall wie Opel oder Karstadt, sondern ein
Unternehmen mit hervorragenden Zahlen», sagte ver.di-Fachsekretär Wolfgang
Hermann der dpa in Frankfurt. Die Beschäftigten dürften «nicht auf dem Altar
der Analysten geopfert» werden. Der stellvertretende Vorsitzende der
SPD-Bundestagsfraktion, Ludwig Stiegler, meinte: «Die Deutsche Bank tanzt
leider weiter um die goldenen Kälber Börsenwert und Eigenkapitalrendite.» Die
derzeitige Unternehmenspolitik bezeichnete er als «betriebs- und
volkswirtschaftliches Zerstörungswerk».
Die
Zahl der Mitarbeiter der Deutschen Bank lag Ende Dezember weltweit bei 65 417,
davon waren 27 093 in Deutschland beschäftigt. Auf dem Höhepunkt des
Jahres 2000, dem ein massiver Stellenabbau folgte, hatte die Zahl insgesamt noch
89 784 betragen.
Vorstandssprecher Josef Ackermann relativierte vor Journalisten in Frankfurt das
ehrgeizige Jahresziel einer Eigenkapitalrendite von 25 Prozent vor Steuern, die
unter Ausklammerung der Kosten für den Stellenabbau erreicht werden soll. «Das
sind keine Prognosen oder Planzahlen, sondern Modellrechnungen», sagte der
Bankmanager. Dieses Ziel 2005 zu erreichen, sei für die Bank «nicht so
dramatisch», dass es für sich genommen als Strategie betrachtet werden könnte.
Im
abgelaufenen Geschäftsjahr lag die Eigenkapitalrendite bei 16,7 Prozent.
Ackermann betonte, die Bank wolle auch beim Börsenwert zu den erfolgreichsten
Banken der Welt aufschließen, ohne den Heimatmarkt zu vernachlässigen. Zukäufe
im Privatkundengeschäft wären aber erst dann ein Thema, wenn das Geldinstitut
aus eigener Kraft seine Gewinnziele erreicht habe. Baldige Übernahmen anderer
deutscher Banken schloss er daher aus. Durch einen Kauf etwa der verlustreichen
HypoVereinsbank «wäre unser Rating in hohem Maß gefährdet und die Börsenkapitalisierung
massiv niedriger», meinte Ackermann. Im vergangenen Jahr hatte die Deutsche
Bank die Übernahme der Postbank in Betracht gezogen und war dabei durch
ungeschicktes Auftreten in die Kritik geraten.
Durch den Personalabbau will das Finanzhaus die jährlichen Kosten um 1,1
Milliarden Euro drücken. Für 2005 liegt die Einsparung bei 1,2 Milliarden
Euro, dem stehen Restrukturierungskosten von 750 Millionen Euro gegenüber. Um
die angepeilte Eigenkapitalrendite zu erreichen, sei neben den Sparmaßnahmen
ein Wachstum der Erträge um vier Prozent notwendig. Die Dividende für das
abgelaufene Geschäftsjahr soll von 1,50 Euro auf 1,70 Euro je Aktie angehoben
werden.
Für den Gewinnsprung 2004 sorgten unter anderem die um zwei Drittel auf 372
Millionen Euro gesunkene Risikovorsorge für Problemkredite und ein besseres
Handelsergebnis (plus zehn Prozent auf 6,186 Milliarden Euro). Das Ergebnis vor
Steuern legte um 50 Prozent auf 4,146 Milliarden Euro zu. Im Geschäft mit
Privatkunden sei das Ziel eines bereinigten Ergebnisses vor Steuern von einer
Milliarde Euro erreicht worden.
Empörung
über Deutsche Bank-Stellenstreichungen
Berlin (dpa) - Die Ankündigung der Deutschen Bank, trotz
eines Gewinnanstieges um 87 Prozent weltweit 6400 Stellen zu streichen,
hat parteiübergreifend Empörung ausgelöst.
SPD-Fraktionsvize Michael Müller sagte der «Berliner Zeitung»
(Freitagausgabe), «die Gewinnerwartungen so zu Lasten der Arbeitsplätze zu überziehen,
ist eine Unverschämtheit.» Auch von den Grünen und vom Arbeitnehmerflügel
der CDU wurde scharfe Kritik laut.
«Dies ist ein Zeichen, dass die Wirtschaftsethik verloren zu gehen droht»,
sagte der derzeitige Vorsitzende des CDU-Arbeitnehmerflügels, der
Bundestagsabgeordnete Gerald Weiß, der Zeitung. «Die alleinige
Rendite-Orientierung ist ein Ausweis kurzfristigen Denkens. Man muss für die
Menschen und mit den Menschen wirtschaften.»
Insgesamt werden 6400 Stellen gekappt, während gleichzeitig 1200 neue in
Niedriglohnländern entstehen. Die Deutsche Bank nennt diesen Prozess «Smartsourcing».
Ungefähr 2700 Stellenstreichungen entfallen auf das Investmentbanking und die
Vermögensverwaltung. Für Deutschland hatte das Geldinstitut im Dezember den
Abbau von 2300 Stellen in Verwaltung und Abwicklung und die Einrichtung 450
neuer Arbeitsplätze im Kunden- und Produktgeschäft angekündigt.
Das teilte das größte deutsche Finanzhaus in Frankfurt mit. Der Jahresüberschuss
kletterte 2004 trotz hoher Rückstellungen für Abfindungen um 87 Prozent auf
2,546 Milliarden Euro, den höchsten Stand seit dem Boomjahr 2000.
Entrüstung über die Pläne der Bank gab es auch bei den Finanzexperten von
Rot-Grün. Der SPD-Politiker Joachim Poß sprach von einem Kurs, der moralisch
wie volkswirtschaftlich fragwürdig sei. Kurzfristige steuerpolitische Maßnahmen
schloss er allerdings aus. Zunächst müsse man in der Europäischen Union zu
einer einheitlichen Bemessungsgrundlage für die Unternehmensbesteuerung kommen.
Die Grünen-Finanzexpertin Christine Scheel sagte, gerade angesichts der
neuesten Arbeitslosenstatistik, nach der inzwischen in Deutschland mehr als fünf
Millionen Menschen arbeitslos sind, sei die Ankündigung der Deutschen Bank höchst
problematisch. «Die Politik kann aber auf unternehmerische Entscheidungen nicht
viel Einfluss nehmen», fügte sie hinzu. Der niedersächsische SPD-Vorsitzende
Wolfgang Jüttner beklagte ebenfalls die Machtlosigkeit der Politik. «Derartiges
Unternehmens-Verhalten dokumentiert, was für kleine Brötchen die Politik
mitunter backt», sagte er.