
Ruheständlern drohen weitere Belastungen
Junge Welt 12.11.2009 / Inland / Seite 1Inhalt
Rentenversicherung warnt vor Altersarmut durch Niedriglohnsektor
Deutsche Ruheständler müssen sich nicht nur auf eine oder gar mehrere
Nullrunden bei der gesetzlichen Rente einstellen, sondern mit weiteren
Belastungen rechnen. Der geplante Umbau der Krankenversicherung werde durch
das Einfrieren der an die Unternehmeranteile gekoppelten Bundeszuschüsse
besonders die Bezieher von kleinen und mittleren Alterseinkünften hart
treffen, erklärte der Präsident der Deutschen Rentenversicherung (DRV),
Herbert Rische, am Mittwoch in Würzburg. Da die Regierung zudem angekündigt
habe, die aus wahltaktischen Gründen ausgesetzten »Dämpfungsfaktoren« bei der
Rentenentwicklung nachholend anzuwenden, sei auf längere Sicht mit Nullrunden
zu rechnen. Rische geht davon aus, daß der für 2012 geplante stufenweise
Einstieg in die Erhöhung den Renteneintrittsalters auf 67 zu einer erneuten
Grundsatzdebatte über die Zukunft der Altersversorgung führen werde. Für das
kommende Jahr ist eine Prüfung der Beschäftigungschancen älterer Menschen
vorgesehen. Ein negatives Ergebnis könnte zu einer Revision des Beschlusses
führen. Rische mahnte ferner, endlich Maßnahmen gegen künftige Altersarmut auf
den Weg zu bringen. In den Ankündigungen der neuen Regierung sei »noch keine
konsistente Gesamtregelung« erkennbar. Union und FDP hatten im
Koalitionsvertrag festgeschrieben, daß Menschen, die ein Leben lang regulär
beschäftigt in Vollzeit gearbeitet haben, ein bedarfsabhängiges
Alterseinkommen oberhalb der Grundsicherung bekommen sollen. Diese Zielgruppe
habe ohnehin ein relativ geringes Armutsrisiko, sagte der DRV-Präsident.
Problematisch seien dagegen längere Zeiten der Arbeitslosigkeit oder eine
langjährige Beschäftigung im Niedriglohnsektor. Sollte sich dieser weiter
ausbreiten, »dann können Sie ein lohnbezogenes Alterssicherungssystem in die
Tonne treten«, so Rische. Derzeit sind nach Angaben des DGB etwa 22 Prozent
aller Erwerbstätigen in Niedriglohnjobs beschäftigt.(ddp/AP/jW)